Trophäe

bei „trophäe“ von gaea schoeters dachte ich zuerst, ich würde mich beim lesen nicht so wohlfühlen, weil die jagd für mich kein wohlfühlthema ist und der protagonist mir so furchtbar scheint aber je länger ich nachdenke, desto mehr liegt es für mich an der machart des buches.

inhaltlich bleibt die frage offen, wie ein jäger, der so massiv unterlegen ist nicht zuerst getötet wird. ist der ehrenkodex, nach dem die götter entscheiden wer sterben muss und sich das individuum dann dem kollektiv unterwirft wirklich so gross dass sich der gejagte dem jäger so in die arme wirft? zumal er in seiner lebenslage einen starken drang zum leben haben müsste?

neben diesen inhaltlichen unsicherheiten kam ich nicht so gut mit den charakteren zurecht. der hauptcharakter, hunter white, wird wie der name es schon vermuten lässt, als absolut klischeebesetzter weissen jäger gezeichnet. abgesehen davon, dass ich mir diesen charakter entweder nahbarer, vielschichtiger oder noch grotesker und überzeichneter gewünscht hätte (so blieb er einfach eine figur, die ich so schon zu kennen meine), weiss ich generell nicht, ob ich seine perspektive so gebraucht hätte. mir fehlte so irgendwie der transfer über das pathetische weiße männer-gehabe hinaus. zum einen sprachlich, da helfen dann auch hemmingway-zitate nicht, zum anderen auch in der figurenwahl– die einzige frau in diesem roman bleibt nebenfigur, die an maximal 3 stellen nebensächlich erwähnt wird.

ich finde es wirklich schade, dass der roman mich nicht abholen konnte. durch den etwas reisserischen beschreibungstext wurde eigentlich schon alles vorweggenommen und der roman schien auf diesen schocker hingeschrieben, die moralischen tiefen wurden mir dann aber nicht genug ausgearbeitet und für mich nicht genug mit der handlung verknüpft. auch abgesehen vom klappentext bin ich kein großer fan von dem cover, da kann die autorin natürlich nichts für aber bei so vielen großartigen tierporträts, die fotograf:innen erstellt haben, ist es doch schade, dass der verlag auf eine ki zurückgegriffen hat.
all in all fand ich das thema an sich super spannend aber ich hätte wahrscheinlich lieber einen essay gelesen.

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