Liebes Arschloch
“Liebes Arschloch”, geschrieben von Virginie Despentes ist dieses Jahr auch auf Deutsch erschienen und nimmt sich den Themen unserer Zeit an.
Der e-mail Roman zwischen einem Schriftsteller, einer Schauspielerin und einer Feministin, welche den Protagonisten des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, behandelt neben der MeToo-Debatte Thematiken wie Drogen und Drogenentzug, Machtmissbrauch, Altersdiskriminierung und die Coronapandemie. In vielen E-mails, die hauptsächlich zwischen den beiden ca. 50 Jährigen, anfangs verfeindeten und schlussendlich befreundeten Protagonist:innen gesendet werden, werden die gesellschaftlichen Debatten beinahe essayistisch abgehandelt. Die Freundschaftsgeschichte und Annäherung der beiden war schön zu beobachten und man bekommt als Leser:in tiefe Einblicke in das Leben mit einer Drogenabhängigkeit, was für mich fast das Hauptthema des Romans zu sein schien. Ein wenig zu kurz kam mir die Stimme der missbrauchten Feministin, die nur in einigen wenigen e-mails auftritt. Ich hätte gerne mehr aus ihrer Sicht gelesen!
Despentes Sprache ist zynisch und direkt und man fliegt förmlich durch den Roman. Ab ca. der Hälfte hat es sich für mich jedoch ein wenig gezogen, da das Buch nicht sonderlich plotbasiert ist und sich in meinen Augen mit der Zeit etwas wiederholt hat.
Dennoch ist “Liebes Arschloch” definitiv ein spannender Roman zu wichtigen aktuellen Themen!
*Ich bedanke mich sehr bei Kiepenheuer und Witsch für das Zusenden dieses Rezensionsexemplares!