Aufruhr der Meerestiere
In „Aufruhr der Meerestiere“, geschrieben von Marie Gammilscheg, nimmt uns die Protagonistin Luise mit in ihre Gedankenwelt und erzählt von ihrem Alltag als gerade zurück in ihre Heimatstadt gezogene Meeresbiologin. Der für die Longlist des deutschen Buchpreises nominierte Roman beschäftigt sich mit der Fremdheit zum eigenen Vater, mit Luises Herkunft und ihrem Körper und zieht immer wieder Parallelen zu ihrem tierischen Forschungsprojekt, der Meerwalnuss. Die Themen haben mich sehr angesprochen und daher war ich umso gespannter auf’s Lesen.
Die Sprache des Romans gleicht einem soghaften Gedankenfluss, an dem ich immer wieder innehielt, um einzelne Sätze auf mich wirken zu lassen. Dieser Schreibstil hat mir tiefe Einblicke in Luises Gedankenwelt, ihre Verbindung zum Vater und ihrer Heimat, ihrem essgestörten Verhalten und wissenschaftlichem Karrieredruck gewahrt. Leider fand ich diese Beschreibung, so völlig aus dem Innen der Protagonistin heraus auf Dauer aber auch anstrengend und etwas mehr Dramaturgie, Handlungen oder Dialoge hätten mehr Frische gebracht.
Zusätzlich erschien es mir, als hätte Luises Gedankenschwall teilweise auch zu wenig Inhalt und Tiefgang. So hat es sich für mich mit einigen Themen des Romans verhalten– obwohl ich sehr in die Geschichte eingebunden wurde, hatte ich das Gefühl, inhaltlich hätte an einigen Stellen noch pointierter gearbeitet werden können. Die Beziehung zum Vater und auch die Meerwalnuss fanden zwar ständig Beachtung, wurden mir aber nicht explizit genug behandelt, die häufigen Beschreibungen des Tierparks hingegen waren mir zu ausführlich.
Die Thematik an sich, das außergewöhnliche Setting und auch der außergewöhnliche Umgang mit Sprache haben mir sehr gut gefallen. Trotzdem wurden meine (zugegeben hohen) Erwartungen an einigen Stellen nicht ganz erfüllt.
*ich bedanke mich für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars über netgalley.de