Flexen in Miami / Entkommen
Nachdem ich mich ein wenig mehr mit zeitgenössischer Literatur beschäftigt habe, habe ich nun den Erzählband „Entkommen“ und den Roman „Flexen in Miami“ von Joshua Groß gelesen, die auf eine humoristische und extravagante Weise Szenen der postmodernen Popkultur zeichnen.
Joshua Groß zeichnet unglaublich schräge und eindrückliche Bilder, die wirken, wie ein niedergeschriebener Fiebertraum. Die Grenzen zwischen zynischer Gegenwartsanalyse, dem einnehmenden Virtuellen und dem Surrealen sind fließend.
Seine Texte sind ein experimentelles Abtauchen in kaleidoskopische Welten, in denen sich sprachlich unglaublich präzise Beschreibungen der Szenerien mit völlig überzeichneten, konfusen Beschreibungen mit sehr unterschwelliger Tiefe einer Welt zwischen der Realität, dem Virtuellen, zwischen Drogen und Avataren und Träumen abwechselt. Wovon seine Texte genau handeln kann ich gar nicht so einfach zusammenfassen, ich habe aber das Gefühl, Groß’ Literatur liest man auch nicht unbedingt für den Plot, eher für’s feeling.
Groß war ein Teilnehmer des Ingeborg Bachmann Preises und ich persönlich finde es empfehlenswert, sich vor dem Lesen bereits ein wenig mit dem besonderen Sprachstil des Autors zu beschäftigen, beispielsweise durch das Beschäftigen mit seinem Auftritt dort, um dann einen leichteren Zugang zu dem Buch zu erhalten.
Daher würde ich diesen experimentellen Autor nicht uneingeschränkt jedem empfehlen, ich habe das Gefühl, Groß’ Sprache schließt schon einige potentielle Leser:innen aus, die nicht grob im gleichen Alter wie der Autor sind und daher die Masse an popkulturelle Referenzen unserer Zeit nicht auf Anhieb greifen können.
Ich habe mich jedoch wirklich gerne mit diesem Autor beschäftigt, der ganz weit entfernt ist von den Autor:innen, zu denen ich normalerweise greifen würde- unter anderem wegen der wirklich eindrücklichen Bilder die im Kopf entstehen und der Lust am eigenen Schreiben, die diese Texte in mir steigern.