furka // winterfest

Der Furkapass, ein hochalpiner Gebirgspass in der Schweiz, verbindet auf 2.429 Metern die Kantone Uri und Wallis. Er gehört zu den spektakulärsten Alpenpässen Europas und bietet atemberaubende Ausblicke auf den Rhonegletscher. Historisch diente der Pass als wichtige Handelsroute, später wurde er durch den Bau von Hotels und die berühmte Furka-Dampfbahn touristisch erschlossen. In den 1980er-Jahren wurde er zum Schauplatz der Kunstinitiative “Furk’Art”, die Künstlerinnen und Künstler in die abgelegene Berglandschaft einlud. Heute stehen die Hotels leer, die Bahnverbindung durch den Tunnel machte das Überqueren des Passes obsolet und die letzten Hotels werden jeden Winter meterhoch eingeschneit.

der pass öffnet für wenige monate im jahr, taut nur kurz auf, bevor der mensch wieder geht. bevor er kapituliert vor dem winter, macht er die hotels winterfest, konserviert, verhüllt, bricht auf. // die umgebung „winterfest“ machen. // einen ort verlassen und ihn vorher konservieren. // ein kapitulieren vor dem Winter, ein aufatmen für die umgebung? // die eingehüllten objekte stehengelassen wie gerade erst gelandete zeitkapseln. // was bleibt, wenn der mensch geht?

der palast ist leer. was mensch tatsächlich war, erkennt man im verfaulen der reste.
— Thomas Köck, eure paläste sind leer

das ruinöse, das „gerade-verlassen-sein“, in dem man die anwesenheit des menschen noch spürt, ohne dass dieser mehr da ist, ein versuch die verlassenen häuser festzuhalten, eine skulptur.

etwas winterfest machen, einhüllen, der mensch verhüllt den schmelzenden gletscher, das eis verhüllt meine verfallende skulptur // ein work-in-progress //

Der Furkapass, der nach seiner winterlichen Sperrung aufgrund extremer Wetterbedingungen und Lawinengefahr wieder geöffnet wurde, bildete die Kulisse der Untersuchung von Licht und Zeit. Auf der Suche nach einer Methode, Licht in eine greifbare visuelle Form zu übersetzen, entdeckten wir die Cyanotypie – eine fotografische Technik, bei der Sonnenlicht eine chemische Reaktion auslöst: Die belichteten Bereiche färben sich blau, während die Schatten weiß bleiben. Doch die für den Prozess erforderlichen Chemikalien konnten in den Bergen weder sicher transportiert noch entsorgt werden. Diese Einschränkung lenkte das Projekt in eine neue, spannende Richtung.

Wir fingen einen Lichtstrahl in der Kunstakademie Düsseldorf ein, mit der Absicht, das Licht nach Furka zu bringen. Als wir im Juni ankamen, war das Wetter jedoch unerwartet wolkig und neblig, was unsere Pläne herausforderte. Erst bei unserer Rückkehr im September fand das Projekt seine finale Richtung. Das durch ein Korridorfenster in Furka einfallende Licht interagierte mit dem konservierten Licht aus Düsseldorf und erzeugte ein filigranes Zusammenspiel. Diese Interaktion offenbarte eine Spannung zwischen Licht, Ort und Zeit und betonte die Vergänglichkeit eingefangener Momente.

Eine Gruppenarbeit von Dagmar von der Ahe, Hannes Justen, Suna Ozankan und Rosa Schubert

furka september 2024 //
eine dokumentation

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